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70 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen - Versöhnung statt Vergeltung!

25.05.2020 - Dringlichkeitsantrag | 18/8020

Initiatoren:
Thomas Kreuzer, , Winfried Bausback, , Alexander König, , Tobias Reiß, , Tanja Schorer-Dremel, , Josef Zellmeier, , Sylvia Stierstorfer, , Karl Freller, , Petra Guttenberger, , Hans Herold, , Gerhard Hopp, , Thomas Huber, , Andreas Jäckel, , Petra Loibl, , Helmut Radlmeier, , Martin Schöffel, , Bernhard Seidenath, , Peter Tomaschko, , Gerhard Waschler,

Die Heimatvertriebenen mussten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in den Jahren 1945 und 1946 zusätzlich zu den Schrecken des Krieges - Entbehrungen, Gefangenschaft, Tod - auch noch den Verlust ihrer Heimat hinnehmen. Das Unrecht der Vertreibung brachte über die Menschen im Sudetenland, in Schlesien und anderen ehemals deutsch besiedelten Gebieten zusätzliches, unermessliches Leid. Trotz des erzwungenen Verlustes ihrer Heimat und in lebhafter Erinnerung des erlittenen Unrechts, haben die deutschen Heimatvertriebenen frühzeitig einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der europäischen Integration geleistet. Mit ihrer Charta, deren Verabschiedung sich am 5. August 2020 zum 70. Mal jährt, verzichteten sie -im Bewusstsein ihrer Verantwortung vor Gott und den Menschen- auf -Rache und Vergeltung- und bekannten sich zur -Herbeiführung eines freien und geeinten Europas-. Parallel zu ihrer erfolgreichen Eingliederung in die deutsche Nachkriegsgesellschaft schufen sie so eine wesentliche Voraussetzung für Frieden und Versöhnung in Europa. In Bayern zeigte sich dies gerade in den letzten Jahren durch den Anteil der Sudetendeutschen Landsmannschaft an der Aussöhnung und Partnerschaft mit Tschechien.


Vor diesem Hintergrund würdigt der Landtag die Charta der deutschen Heimatvertrieben und fordert die Staatsregierung auf, diesen Jahrestag zum Anlass zu nehmen, um an den Schulen in Bayern auch jenseits des unmittelbaren Gedenkens auf eine intensive Behandlung der Nachkriegszeit hinzuwirken, zum Beispiel durch Projekttage, Vorträge und Podiumsdiskussionen, Zeitzeugengespräche oder einen Schülerwettbewerb. Dabei sollen gerade auch die Themen Flucht und Vertreibung, die Aussöhnung der Völker nach 1945 sowie die Charta der deutschen Heimatvertriebenen als eine der Grundlagen des Verständigungsprozesses in Europa und damit der europäischen Integration seit 1950 einen angemessenen Stellenwert erhalten.



1945 endete die menschenverachtende NS-Herrschaft, die Millionen von Menschen das Leben gekostet hatte. Aber auch nach dem Krieg geschahen weitere Gewalttaten, von denen die deutschen Bewohner in ihren historischen Ost- und Siedlungsgebieten in besonderer Weise betroffen waren. Millionen mussten fliehen oder wurden das Opfer von Vertreibung. Eingedenk dieser und anderer Verwerfungen stellte insbesondere die unmittelbare Nachkriegszeit die Zeitgenossen vor immense menschliche, wirtschaftliche, aber auch moralische und politische Herausforderungen. Dass diese, bei allen Fehlern und Versäumnissen, letztlich erfolgreich gemeistert wurden, ist eine beachtliche historische Gesamtleistung.


Gerade die erfolgreiche Eingliederung von zwölf Millionen deutschen Heimatvertriebenen und ab 1950 von weiteren 4,5 Millionen Aussiedlern und Spätaussiedlern verdient eine besondere Würdigung. Die Charta der deutschen Heimatvertriebenen, deren Verabschiedung sich in diesem Jahr zum 70. Mal jährt, hat wesentlich zum Versöhnungsprozess mit den früheren Heimatstaaten beigetragen und soll daher als bahnbrechendes Zeitdokument in den Blick genommen werden. Sie hat grundlegende Bedeutung, weil sie bereits wenige Jahre nach der Vertreibung den Verzicht auf Rache und Vergeltung sowie die Schaffung eines geeinten Europas in den Mittelpunkt stellt. Diese historisch beispiellose Leistung ist von maßgeblichen Historikern wie z.B. zuletzt von Prof. Michael Wolffsohn immer wieder hervorgehoben worden.


Die Schülerinnen und Schüler sollen sich mit diesen entscheidenden Jahren zwischen 1945 und 1950 anlässlich der historischen Gedenktage in geeigneter, differenzierter und altersgemäßer Art und Weise auseinandersetzen. Die eingehende Beschäftigung mit diesem Themenkomplex leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, die großen Errungenschaften der demokratischen Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland und der Aussöhnung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg zu erkennen. Die daraus resultierende Wertschätzung für die freiheitlich-demokratische Grundordnung und die Überwindung von Krieg und Spaltung in Europa gibt Schülerinnen und Schülern Halt und Orientierung in heutigen politischen Auseinandersetzungen.


 

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