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Wissenschaftsfreiheit stärken

13.07.2020 - Antrag | 18/10139

Initiatoren:
Robert Brannekämper, Winfried Bausback, Alex Dorow, Ute Eiling-Hütig, Stephan Oetzinger, Franz Josef Pschierer, Helmut Radlmeier, Andreas Schalk, Florian Streibl, Fabian Mehring, Hubert Faltermeier, Kerstin Radler, Peter Bauer, Manfred Eibl, Susann Enders, Hans Friedl, Tobias Gotthardt, Eva Gottstein, Joachim Hanisch, Wolfgang Hauber, Johann Häusler, Leopold Herz, Alexander Hold, Nikolaus Kraus, Rainer Ludwig, Gerald Pittner, Bernhard Pohl, Gabi Schmidt, Jutta Widmann, Benno Zierer

Die Staatsregierung wird aufgefordert,



  1. bei den bayerischen Universitäten und Hochschulen abzufragen, ob Handlungskonzepte bestehen, um schnell und effektiv auf Störungen von Lehrveranstaltungen und wissenschaftlichen Vorträgen zu reagieren. Sind solche Konzepte vorhanden, wird der Austausch entsprechender Konzepte zwischen den Hochschulen untereinander im Rahmen eines Best-Practice-Prozesses gefördert.

  2. neben einer Entwicklung zu unternehmerischen Hochschulen gerade in den Bereichen technischer Fächer weiterhin sicherzustellen, dass an den Hochschulen auch Grundlagenforschung und die Suche nach zweckfreien Erkenntnissen im Sinne Humboldts als wesentlichen Säule der Wissenschaft verankert bleiben.

  3. in Anbetracht einer teilweise Fakten-manipulierenden und wissenschaftsfeindlichen Atmosphäre in sozialen Netzwerken und kleineren Teilen der Gesellschaft die Hochschulen durch geeignete Maßnahmen und im Rahmen vorhandener Stellen und Mittel in ihren Möglichkeiten zu stärken, wissenschaftliche Prozesse und Diskurse künftig auch medial noch besser begleiten und vermitteln zu können.



Die Wissenschaftsfreiheit gehört zu den zentralen Voraussetzungen eines modernen und rationalen Verfassungsstaates. Echter Fortschritt einer Gesellschaft ist nur möglich, wenn Forschung und Lehre in ihrer Freiheit an den Hochschulen gewährleistet und gefördert werden. Diese Freiheit ist heute starken Gefährdungen ausgesetzt. Nicht nur ein stark affektgeleiteter und oftmals auf Fehlinformationen oder Halbwahrheiten beruhender Austausch in den sozialen Netzwerken führt zu einer Missachtung wissenschaftlicher Erkenntnisse.


Es kommt auch immer häufiger vor, dass Beobachtungen, Urteile und Meinungen einzelner Teilnehmer am gesellschaftlichen Diskurs vorschnell und ungeprüft, negativ belegt und kategorisiert werden, ohne sich ernsthaft mit den vorgebrachten Argumenten auseinanderzusetzen. Darunter leidet dann die Offenheit des gesellschaftlichen Meinungsstreits und letztlich kann auch die Forschungsfreiheit Schaden nehmen. Der Problemlösung hilft ein solch eingeschränkter Diskurs jedenfalls nicht.


Daneben gefährden Prozesse einer einseitigen Ökonomisierung von Wissenschaft und Forschung deren Freiheit. Auch wenn das Klima an bayerischen Hochschulen derzeit ein hohes Maß an wissenschaftlicher Freiheit gewährt, ist es wichtig, dass eine vorausschauende Wissenschaftspolitik proaktiv auf die beschriebenen Entwicklungen reagiert, die in vielen westlichen Gesellschaften zu deren Nachteil zu beobachten sind.

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