Martin Schöffel, Gerhard Waschler, Eric Beißwenger, Tanja Schorer-Dremel, Winfried Bausback, Volker Bauer, Gudrun Brendel-Fischer, Barbara Becker, Alfons Brandl, Norbert Dünkel, Ute Eiling-Hütig, Wolfgang Fackler, Alexander Flierl, Martin Huber, Petra Högl, Petra Loibl, Barbara Regitz, Berthold Rüth, Thorsten Schwab, Klaus Steiner, Peter Tomaschko, Martin Wagle, Florian Streibl, Fabian Mehring, Eva Gottstein, Peter Bauer, Manfred Eibl, Susann Enders, Hubert Faltermeier, Hans Friedl, Tobias Gotthardt, Joachim Hanisch, Wolfgang Hauber, Johann Häusler, Leopold Herz, Alexander Hold, Nikolaus Kraus, Rainer Ludwig, Michael Piazolo, Gerald Pittner, Bernhard Pohl, Kerstin Radler, Gabi Schmidt, Jutta Widmann, Benno Zierer
Der Landtag begrüßt, dass die bayerische Staatsregierung mit dem Konzept -Alltagskompetenzen - Schule fürs Leben- an allen allgemeinbildenden Schulen (einschließlich der Wirtschaftsschulen) in den Jahrgangsstufen 1 bis 4 und 5 bis 9 jeweils eine verbindliche Projektwoche zur Vermittlung von Alltagskompetenzen ab dem Schuljahr 2020/2021 eingeführt hat. Besonders begrüßt der Landtag die Unterstützung der Schulen durch externe Kooperationspartner wie land- und forstwirtschaftliche Betriebe, Meisterlehrgänge der Hauswirtschaft, Lehr- und Versuchsanstalten der Landwirtschaft oder Institute der Umweltbildung. Dabei können Programme wie beispielsweise -Erlebnis Bauernhof-, -Landfrauen machen Schule-, -Ernährung macht Schule-, -Wissen wie's wächst und schmeckt", -Partnerschule Verbraucherbildung-, Umweltschule in Europa" oder -Landesprogramm für die gute, gesunde Schule Bayern- eingebunden werden.
Die Staatsregierung wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass die Verteilung der Mittel insbesondere für Fachvorträge und Exkursionen (Honorare für externe Partner und Fachkräfte sowie Fahrtkosten für Schülerinnen und Schüler im Rahmen von projektbezogenen Exkursionen) über die Bezirksregierungen gerecht, niederschwellig und unbürokratisch erfolgt. Der Vollzug ist so zu gestalten, dass er für die Schulen einen Anreiz bietet, vor Ort im Sinne von -Alltagskompetenzen - Schule fürs Leben- pädagogisch gewinnbringende Umsetzungskonzepte zu entwickeln.
Das von CSU und Freien Wählern eingebrachte -Zweite Gesetz zugunsten der Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern- (Gesamtgesellschaftliches Artenschutzgesetz - Versöhnungsgesetz) vom 24. Juli 2019, GVBL. 2019, S. 408 ff., ergänzt die obersten Bildungsziele (Art. 1 BayEUG) wie auch die Aufgaben der Schule (Art. 2 BayEUG) in einschlägiger Weise: Schülerinnen und Schüler sollen Verantwortungsbewusstsein auch für Artenschutz und Artenvielfalt sowie ein Verständnis für die Zusammenhänge nachhaltiger Entwicklung, gesunder Ernährung und verantwortungsvoller landwirtschaftlicher Erzeugung entwickeln. Der ergänzende Landtagsbeschluss -Maßnahmenkatalog zur Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern rasch umsetzen!- vom 17.07.2019, Drs. 18/3128, erinnert an die angekündigte -Verankerung von Alltagskompetenz und Lebensökonomie an Bayerns Schulen- und fordert deren rasche und konsequente Umsetzung ein.
Hintergrund sind fehlende hauswirtschaftliche Grundkenntnisse in vielen Familien (hohe Verschuldungsquote, Schwachstellen in der Familienversorgung, mangelndes Wissen zur Rangordnung bei Bedürfnisbefriedigung, hohe Folgekosten durch Fehlernährung). Hinzu kommen Erziehungsdefizite im Elternhaus, die in Schule und Ausbildung weitreichende Probleme nach sich ziehen; Negativauswirkungen setzen sich in der Folgegeneration fort. Die Schule kann und soll hierfür zwar kein -Reparaturbetrieb- sein. Sie kann und soll aber einen wichtigen Beitrag leisten. So sollen Jungen und Mädchen vorbereitet werden auf die Miterfüllung von Haushaltsaufgaben, insbesondere im Hinblick auf eine spätere Kombination von Haushalts- und Berufsaufgaben in Partnerschaft und Familie.
Gerade auch der Besuch von außerschulischen Lernorten wie etwa landwirtschaftliche und lebensmittelverarbeitende Betriebe sowie der Einbezug außerschulischer Experten kann dazu beitragen, das Verständnis für die Produktion und den Wert von Nahrungsmitteln bei den Schülerinnen und Schülern zu verbessern. Während noch bis vor einigen Jahrzehnten der Großteil bayerischer Schüler neben der Schule oder in den Sommerferien, im Familienbetrieb bzw. in landwirtschaftlichen Betrieben der Verwandtschaft mit der landwirtschaftlichen Arbeits- und Produktionsweise in Berührung kam, schwindet heute das Wissen um die Herkunft der eigenen Nahrung und damit der Wert von Nahrungsmitteln insgesamt, ebenso wie das Wissen um die Leistungen der Landwirtschaft im Bereich Umwelt- und Artenschutz.
Ebenso wichtig ist die Schaffung von unmittelbaren, auch außerschulischen Lernerfahrungen und -möglichkeiten in den Handlungsfeldern Gesundheit, Haushaltsführung, Umweltverhalten und selbstbestimmtes Verbraucherverhalten
Nachdem in einer Vorbereitungsphase im Schuljahr 2019/2020 alle verbindlichen Kompetenzen und Inhalte zum Thema Alltagskompetenz und Lebensökonomie aus den einzelnen Fachlehrplänen des LehrplanPLUS in einem zusammenhängenden fächerübergreifenden Lehrplan zusammengeführt, die notwendigen unterstützenden Materialien für die Lehrkräfte erstellt und im Staatshaushalt die entsprechenden Mittel eingestellt wurden, geht es nun darum, -Alltagskompetenzen - Schule fürs Leben- durch eine praktikable Finanzierung erfolgreich umzusetzen.