Martin Huber, Bernhard Seidenath, Eric Beißwenger, Tanja Schorer-Dremel, Volker Bauer, Barbara Becker, Alexander Flierl, Petra Loibl, Klaus Steiner, Martin Wagle
Die Staatsregierung wird gebeten zu prüfen, an welcher Einrichtung des Freistaats der Bereich nachhaltige Mode und textile Wertschöpfung im Rahmen vorhandener Stellen und Mittel etabliert werden kann. Schwerpunkte sollten dabei das Konsumentenverhalten, die Verwendung neuer, umweltfreundlicher Materialien, das Recycling von Textilien und die Entwicklung und Anwendung neuer umweltschonender Technologien bei der Textilverarbeitung und -veredelung sein.
Die Textilindustrie weltweit verursacht mit 1,2 Milliarden Tonnen CO2 jährlich mehr als internationale Flüge und Kreuzfahrten zusammen. Außerdem kaufen Menschen weltweit heute 60% mehr Textilien als noch vor 20 Jahren.
In Deutschland beschäftigt die Textil- und Bekleidungsindustrie ungefähr 120.000 Personen in 1.200 überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen. Mehr als 50 Prozent der in Deutschland hergestellten Textilien sind technische Textilien.
Ein großes Problem ist -Fast Fashion:- Kleidungsstücke werden nur für eine Saison produziert und gekauft. In Deutschland kaufen Verbraucherinnen und Verbraucher im Schnitt sechzig Kleidungsstücke pro Jahr. Dabei erfordert der Anbau von Baumwolle große Mengen an Wasser und das vor allem in Gegenden mit Wassermangel. So benötigt ein T-Shirt mit einem Gewicht von 250 g ca. 2.495 Liter Wasser zur Herstellung. Auch Pestizide und Düngemittel sind insbesondere beim konventionellen Baumwollanbau ein Problem. Circa 14 Prozent des weltweiten Insektizid-Marktes und circa 5 Prozent des Pestizid-Marktes entfallen auf diesen Bereich. Farben und weitere Chemikalien belasten das Abwasser in den Produktionsländern.
Ein Recycling im Sinne eines geschlossenen Stoffkreislaufes findet heute de facto nicht statt. Weltweit wird weniger als ein Prozent des für die Textilproduktion eingesetzten Materials erneut für die Herstellung von Kleidung wiederverwendet. Rund achtzig Prozent der global anfallenden Altkleider werden verbrannt oder landen auf Deponien. Rund zwanzig Prozent durchlaufen einen Prozess, der "Down-Cycling" genannt wird - damit ist die Herstellung beispielsweise von Putzlappen oder Dämmstoffen aus Altkleidung gemeint.
Ressourceneffizienz bedeutet weniger Rohstoffe einzusetzen, Prozesse ressourcenschonender zu gestalten und nachhaltige Verfahren und Technologien für eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft zu unterstützen und damit einen bedeutenden Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu leisten. Hier steckt auch im Bereich Mode und Textilien noch sehr viel Potential.